2011

Ausstellung vom 30.04. bis 19.06.2011:

TO HELBIG Bündel geschnürt Bilder und Papierobjekte

Vernissage im Beisein des Künstlers am 30. April, 17 Uhr

TO Helbig:

Geboren 1961 in Frankenberg (Sachsen); lebt seit 1989 in Pinnow bei Schwerin; seit 1998   selbständig als Maler und Objektkünstler; Mitglied im Künstlerbund Mecklenburg und Vorpommern e.V. im BBK; 2010 1. Preisträger des Wettbewerbs “Unikat in Serie” für den Bundeswettbewerb “Jugend musiziert”; Einzel- und Gruppenausstellungen in zahlreichen deutschen Städten

HAFENKANTE II

Es ist zwar nicht das täglich Brot TO Helbigs, Häusergiebel zu bemalen, auch wenn er genau dies in vitalster Art und Weise an einem Beispiel in Schwerin kürzlich vollbrachte. Aber gerade an diesem belegt sich die mir in den letzten 20 Jahren immer wieder auffallende universelle Fähigkeit des Künstlers, quasi jeder Aufgabe in Fläche und Raum gewachsen zu sein, zwischen 70 cm² und 70 m² gleichermaßen schlüssig zu gestalten. Mit größter Überzeugungskraft und augenfällig wirken dabei immer seine Grundideen, der geistige Entwurf und die Botschaft – sie verleihen seinen phänomenalen ästhetischen Erfindungen letztlich die Schwingen ihrer kreativen Erstaunlichkeit.

HAFENKANTE III

Es ist die Absicht dieser Ausstellung, auf jenes Potenzial, das in seiner Art im Lande seinesgleichen sucht, aufmerksam zu machen und es als Besonderheit hervorzuheben. Es wirklich zu zeigen, kann in einem Raum allerdings nur im Ansatz gelingen: Die Vielfalt der Ideen und Realisationen TO Helbigs sind häufig und am bemerkenswertesten als temporäre Erscheinungen und konkreten Räumlichkeiten geschuldet im Zeitstrom verschwunden. Wohl dem, der das eine oder andere schon sah – oder noch sehen kann, wie z. Z. in der Schweriner HypoVereinsbank, auf Schloss Wiligrad oder eben auch hier im Kunstraum Testorf. Nichtsdestotrotz will unsere Ausstellung mit aktuellen Bildern und Objekten die drei Hauptmerkmale seiner Arbeits- und Gestaltungsweise vorführen: Die serielle Wiederholung bis massenhafte Anhäufung z.T. modifizierter geometrischer oder anderweitig schablonisierter Grundformen (vorzugsweise aus Papier), das ebenso fleißintensiv und hier akribisch anmutende Untersuchen von in der Natur gefundenen und beobachteten Form-, Farb- und Strukturerscheinungen ganz konkreter Dinglichkeit und die Nutzbarmachung industriell gefertigter Verbrauchsmaterialien zur Erzeugung neuer geistiger und formaler Sinnstellungen in Bildern.

Wem das zu kompliziert klingt, kann im Ergründen seiner Bildtitel vielleicht die neue Leichtigkeit gewinnen, mit der eine vierte Eigenheit zutage tritt – seine unnachahmliche Lust an neuer Sprachschöpfung und Wortspielerei…                                                               

                                                                                                                                         Ulrich Rudolph, 2011

Beate Gatscha, Gert Anklam, Karin Nakagawa (v. l.)

Konzert der besonderen Art am 8. Mai, 16 Uhr:

MUSIK AUS LUFT UND WASSER
mit

Beate Gatscha (Berlin) – Wasserstichorgel, Hang
Gert Anklam (Berlin) – Saxophone, Sheng
Karin Nakagawa (Yokohama) – Koto (japanische Harfe), Gesang


Ausstellung vom 25.06. bis 07.08. 2011:

BEATE DEBUS – Skulptur – Relief – Grafik

Ausstellungseröffnung in Anwesenheit der Künstlerin am 25. Juni 2011, 17 Uhr:

Musik: Warnfried Altmann (sax)

Beate Debus:

1957 in Eisenach/Thüringen geboren; 1973-76 Ausbildung zur Holzbildhauerin; 1976-80 Studium der Holzgestaltung an der Fachschule (heute Fachhochschule) für Angewandte Kunst in Schneeberg bei Hans Brockhage; seit 1980 freischaffend als Bildhauerin und Grafikerin, Mitglied im VBK; seit 1981 zahlreiche Ausstellungen und Beteiligungen an nationalen und internationalen Bildhauersymposien; 2000 Kunstpreis artthür; 2005 Ausstellungspreis der Städtischen galerie ada Meiningen; Arbeiten im öffentlichen Raum vieler deutscher Städte sowie in öffentlichen und privaten Sammlungen; Mitglied im BBK; lebt und arbeitet in Oberalba/Rhön

Aufforderung zum Tanz

Auf unserer Suche nach herausragenden Künstlerpersönlichkeiten in anderen Bundesländern, die gestalterisch sowohl im Raum als auch in der Fläche kraftvolle Zeichen zu setzen imstande sind, erwies sich in Thüringen Beate Debus als unübersehbar. Dort ist die gestandene Holzbildhauerin als solche und als Grafikerin eine Instanz und seit 30 Jahren tätig. Zwar ist sie tief und unentreißbar in der heimatlichen Rhön verwurzelt, mit ihren Arbeiten aber beispielsweise auch in Berlin, Dresden und dem Rheinland bekannt oder vertreten. Nun feiern wir hier im Norden ihr Ausstellungsjubiläum: nahe Hamburg an der Nahtstelle zwischen Mecklenburg und Schleswig-Holstein – in der Hoffnung, für ihre beeindruckenden Schöpfungen neue Liebhaber zu gewinnen.

Unsere Aufforderung zum Tanz deklariert das Wunschthema der Ausstellung – die tänzerische Bewegtheit und Körpersprache menschlicher Figur im Raum. Dass hier dann nicht alles nur Tanz ist, ist rein logistisch-technischen Problemen geschuldet: Beate Debus sägt und schneidet ihre Skulpturen in der Regel jeweils aus einem ganzen Stammholz, es kostet nicht nur Kraft, ihm die künstlerische Gestalt abzuringen, sondern auch so einiges an Aufwand, diese zu bewegen… . Aber vorab und in großer Intensität kommt bei der Künstlerin die Arbeit auf Papier, in zahllosen Zeichnungen und auch Druckgrafiken wird ein Thema, nicht nur etwa hinführend auf Skulptur, sondern in einer der Fläche angemessenen eigenständigen Bildsprache entwickelt. Diese dann an den Wänden mit weiterführenden Holzcollagen bzw. -reliefs als selbständige, aber mit den Skulpturen im Raum kommunizierende Werkgruppen im Zusammenklang zu erleben, macht die be-rührende Ganzheitlichkeit gut gebauter Ausstellungen der Werke ihrer Hand aus. Der Betrachter vermag, sich selbst bewegend, nicht nur zu entdecken, dass da von menschlicher Innerlichkeit abstrahierte Figuren stehen, lehnen oder liegen, sondern sehr wohl auch sich selbst und seine eigene Erfahrung. Die Hoffnung auf solche durch gute Kunst geprägte Begegnungen trägt uns mit Beate Debus auch im Kunstraum Testorf.

Ulrich Rudolph, 2011


Ausstellung vom 13.08. bis 25.09. 2011:

FRIEDRICH W. FRETWURST – Malerei und Grafik (zum 75. Geburtstag)
EMERITA PANSOWOVÁ – Plastik

Ausstellungseröffnung in Anwesenheit der Künstler am 13. August 2011, 17 Uhr:

Musik: Mauretta Heinzelmann

FRIEDRICH W. FRETWURST:
1936 in Althagen/Fischland geboren; 1954-59 Studium der Kunsterziehung an der Universität Greifswald mit Diplom; 1959-66 Lehrer in Greifswald; 1961 Heirat mit der Malerin Antje Fretwurst-Colberg; 1966-70 Studium der Malerei und Grafik an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, Diplom; 1970-75 Lehrauftrag dortselbst; seitdem freiberuflich als Maler und Grafiker in Berlin, seit 1997 in Dändorf/Fischland; 1971-91 Mitglied im VBK-DDR, danach im BBK und Mitglied im Künstlerbund Mecklenburg und Vorpommern e.V.; zahlreiche Ausstellungen und Ausstellungs-beteiligungen im In- und Ausland

EMERITA PANSOWOVÁ:
1946 in der Slowakei geboren; 1962-66 Studium der Holzbildhauerei an der Fachschule für Angewandte Kunst Bratislava; 1966 Übersiedlung nach Ostberlin und Heirat mit dem Grafiker Jürgen Pansow; 1967-72 Studium an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee;
1974-77 Meisterschülerin an der Akademie der Künste Berlin bei Ludwig Engelhardt; seit 1977 freischaffend als Bildhauerin in Berlin und Prenden; 1975 Gustav-Weidanz-Preis; 1985 Will-Lammert-Preis; 2009 Brandenburgischer Kunstpreis für Plastik; etliche Werke in der Nationalgalerie und anderen öffentlichen Sammlungen sowie im öffentlichen Freiraum Berlins und andernorts

FRIEDRICH W. FRETWURST und EMERITA PANSOWOVÁ

Wenn hier von den beiden Künstlern die Rede sein soll, muss vordem der Name eines dritten erwähnt werden, der der Malerin Antje Fretwurst-Colberg, mit welcher Friedrich W. Fretwurst nunmehr genau 50 Jahre verheiratet ist. Sie brachte ihre herzliche und bis heute andauernde Freundschaft mit Emerita Pansowová, die während der gemeinsamen Studienzeit an der Berliner Kunsthochschule entstand, gewissermaßen in die Ehe ein. Die künstlerische Arbeit der drei beobachte ich selbst mit Interesse, Respekt und Freude auch schon etwa 35 Jahre. Schon seinerzeit in Berlin, wo ich mich im jugendlichen Eifer als Kritiker aufführte, waren mir unsere Begegnungen anregend und wichtig.
Für mich stehen das Werk des Malers wie das seiner Frau und das der Bildhauerin als Beispiele und stellvertretend für nahezu eine ganze Generation, der es nie darum ging, als Künstler etwas „Besonderes“ sein zu wollen, noch dies zu müssen, sondern nur darum, ihre Arbeit (als welche sie ihr Metier schlicht verstanden und verstehen) gut zu machen. So sind sie gute Künstler geworden – und ganz hervorragende für alle Sehenden, die nicht auf Fernsehen, Zeitungen oder die absurden Dotierungen des internationalen Kunstmarktes angewiesen sind.
Friedrich W. Fretwurst und Emerita Pansowová sind seit Jahrzehnten mit ihrer jeweils beständig gleichen Aufgabe beschäftigt: Der Maler mit der Übersetzung der Sichtbarkeiten der vom Menschen geprägten Landschaften und anderen Kulturräume in die Fläche, in die Kultur des Bildes eben – der Erschaffung eigenwilliger Farbwelten im Viereck. Als deutlich
dominant erweisen sich dabei schon immer alle Themen oder Sujets, die mit dem Meer zu tun haben: Die Theatralik des Aufpralls bizarrer Form- und Farberscheinungen menschlicher Herkunft auf die gewaltigen Ungerührtheiten der Natur ist wohl auch kaum besser zu erleben, als eben an dessen Ufern, wo die drei Elemente Erde, Wasser und Luft so augenscheinlich sich berühren. Das Feuer bringt der Mensch mit, der Maler das Rot.
Die Bildhauerin dagegen hat schon immer nur die menschliche Figur im Sinn gehabt, und damit steht sie im urwüchsigsten Kontext zum Bemühen des Menschen, sich ein Bild seiner selbst zu machen, im gestalterischen Sinne zu schaffen, was wir seit etwa 3000 Jahren Kunst nennen. Von dieser Traditionslinie abzuweichen, die das Menschenbild als höchstes Ziel gerade für die Kunst der Plastik definierte, ist Emerita Pansowová unmöglich. Ohne erhobene Zeigefinger oder gar Fäuste und doch irgendwie trotzig stemmen sich ihre Figuren gegen den Strom der Zeit. Unspektakulär also und gedacht für Betrachter, die sich Zeit nehmen, wie die Künstlerin selber in ihrer Arbeit am feuchten Ton, im Gips, am Stein oder Holz. Und dann die Hoffnung auf die Bronzen mit ihrer Sehnsucht nach Park oder Garten – schönster Lohn! In all dem Sitzen, Hocken, Stehen, Schreiten verbergen sich das Warten, Suchen, Tasten und Zuversicht letztlich im verhaltenem Ausdruck einer leisen Botschaft der Ermunterung.

Ulrich Rudolph Juli 2011


Sonderausstellung zum Tag der zeitgenössischen Kunst am 29. und 30. Oktober 2011:

SABINE EGELHAAF Installation I Plastik
ANKE MEIXNER Papierobjekte
CHRISTIAN EGELHAAF Installation I Fotografie
ULRICH RUDOLPH Fotografie

geöffnet 11 – 18 Uhr (und bis zum 27.11. 2011 nach telefonischer Vereinbarung)